Trainings spielen bei der Begleitung von Organisationen eine wichtige Rolle. Ich glaube, das Lernen ein individueller Prozess ist, der von jedem unterschiedlich erlebt wird. Aus diesem Grund möchte ich in diesem Artikel eine Kurzvorstellung von „Training from the back of the room“(TBR) geben, bei denen nicht die möglichst effiziente Wissensvermittlung, sondern das Lernen im Vordergrund steht.
»Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.« Galileo Galilei
Der klassische Frontalunterricht besteht in weiten Teilen aus Frontbeschallung: der Trainer transportiert das Wissen zu den Lernenden. Der Fokus liegt auf der Übermittlung der Theorie. Training from the back of the room(TBR) ist ein Trainingskonzept, dass das Lernen der Teilnehmer in den Vordergrund stellt.
TBR bringt 65 Techniken mit, mit denen Trainings, Vorträge und Meetings lernorierentiert gestaltet werden können.
Es strukturiert das Training mit den 4 Cs:
Connections
Am Anfang geht es darum, den Lernenden die Möglichkeit zu geben, Kontakt zum Thema, zu anderen Teilnehmern aber auch zu den eigenen Lernzielen aufzubauen. Man könnte es auch als eine Warm-Up bezeichnen, es ist aber viel mehr als das. Vielmehr gilt es, eine Grundlage für ein erfolgreiches Training zu schaffen.
Was kann man hier machen? Eine spannende Technik ist das Experteninterview:
Experteninterview
Die Teilnehmer werden ca. 2 Wochen vorher gebeten, sich einen Experten zu suchen und ein Interview durchzuführen. Das Gelernte stellen die Lernenden zu Beginn des Trainings der Gruppe mit einer kleinen Präsentation vor. Bei Fragen und Unklarheiten steht der Trainer nach wie vor zu Verfügung – aber diese Übung verdeutlicht das „Back of the Room“ – die Lernenden stehen im Mittelpunkt.
Concepts
Die „Concepts“ Phases vermittelt das Wissen an die Teilnehmer. Ganz instinktiv könnte man nun denken, dass jetzt der Trainer übernimmt und wieder die Frontalbeschallung anfängt. Aber das muss nicht sein. Vielmehr geht es um die Einbindung von allen Lernebenen: kognitive, emotionale und psychomotorische.
Vielleicht geht es euch wie mir: wenn ich Inhalte selbst für andere aufbearbeite (wie z.B. diesen Blogartikel hier), lerne ich selbst auch dazu. Der Lehrer wird zum Lernenden.
Was ist also bei der Vermittlung von Konzepten wichtig?
- Vermittle nur die wirklich notwendigen Informationen („Wenn Du nur die Hälfte der Zeit für das Training hast, was würdest du weglassen?“)
- Verteile grafische Organisatoren wie Konzeptlandkarten, die von jedem Teilnehmer selbst ausgefüllt werden und so das individuelle Lernen unterstützen.
- Teile die reine Informationsvermittlung in kleine Häppchen auf und lasse die Teilnehmer das Gelernte wiederholen.
- Wende interaktive Vortragsstrategien an: animiere die Gruppe zuerst drei Antworten zum Thema zu geben, bevor ich meine Antwort präsentiere.
Hervorheben möchte ich hier die Konzeptlandkarten:
Konzeptlandkarten
Zettel und Stift – vom Kopf durch die Hand auf das Papier. Die Konzeptlandkarte hat die Idee, das jeder Lernende die gelernten Konzept selbst zu Papier bringt. Und zwar in seiner Stuktur und Worten. Damit entsteht eine visuelle Struktur über verbale Informationen.,
Zur Unterstützung kann dafür eine Vorlage gereicht werden, aber insbesondere die Inhalte kommen von den Lernenden. Da jeder sein eigenes Protokol mit den wichtigsten Konzepten erstellt, entsteht eine individuelle Lernkarte.
Hinweis zu dieser Übung: es ist wichtig, diese Übung anzukündigen und auch den Sinn und Zweck zu erklären. Desweiteren hilft es, den Lernenden explizit Zeit für das Aufschreiben der Themen zu geben. Wir moderieren das in den Trainings bewusst: kurz anhalten, den Teilnehmern fünf Minuten Zeiten geben auf der eigenen Landkarte ihre Notizen zu machen, weitermachen.
Concrete Practice
Wirkliches Lernen entsteht also nicht durch die reine Beschallung und die Aufnahme von Informationen, sondern erst durch das selbstständige Tun. Wir lernen Kochen ja auch nicht durch das Lesen von Rezepten, sondern erst durch das wirkliche Tun. Deshalb empfinde ich die Phase der Praxis als einen wesentlichen Teil in lernorierentierten Trainings.
Gerne kombiniere ich diesen Teil mit den Techniken aus den Liberating Structures. Die Teilnehmer arbeiten zu zweit oder in Kleingruppen an Übungen. Auch hier gilt wieder: wird der Lehrende zum Lehrer entsteht Erfahrung auf beiden Seiten!
Conclusions
Eine Feedbackrunde gehört schon fast zum Standard von Meetings oder Trainings. Noch weiter geht es aber, wenn die Teilnehmer reflektieren, welche für die die wichtigsten Themen des Trainings ware und wie sie in Zukunft weiter lernen wollen.
Hier bietet sich als Moderationstechnik die 15% Solutions an: zu dritt besprechen die Teilnehmer reihum ihre nächsten individuellen Lernschritte und unterstützen sich gegenseitig, diese weiter zu konkretisieren.
Zusammenfassung
Insgesamt sehe ich die Techniken und Prinzipien von „Training from the back of the Room!“ als sehr wichtiges Framework für Trainings, die das Lernen der Teilnehmer in den Vordergrund stellen.
Dabei ist es nicht entscheidend, möglich umfangreich das Training mit TBR zu gestalten. Um das Training lernorientiert zu gestalten reichen auch schon erste Impulse mit Experteninterview oder den Konzeptlandkarten.
Soviel zum ersten Überblick über TBR. In den folgenden Artikeln werde ich immer wieder Techniken für daraus vorstellen und berichten, welche Erfahrungen wir damit gemacht haben.
Wie gestaltest du deine Trainings?